Als ich mich das erste Mal auf den Weg zum Theater der Jungen Welt machte, kam mir Michail Gorbatschow entgegen. Ich fuhr mit meinem roten Golf stadtauswärts durch die Hauptstadt der DDR und er mit seiner schwarzen Limousine vom Flughafen Schönefeld zum Palast der Republik, um den 40. und letzten Jahrestag des anderen deutschen Staates zu feiern. Mein Anliegen war bescheidener: Mit Mitteln des Deutschen Akademischen Austauschdienstes wollte ich 1989 die deutsche demokratische Kinder- und Jugendtheaterlandschaft beforschen. Man schickte mich weg vom Trubel des Totalitären und erwartete mich »auf dem Lande« in Leipzig. Das Theater bekam ich allerdings nicht zu sehen – es sei abgebrannt, hieß es. Außerdem habe man entschieden, dass ich besser gleich wieder weiterfahre. Für Montag sei eine Demonstration geplant und man sich nicht sicher, ob ich das wirklich wahrnehmen wolle. Also verließ ich als guter Gast die alte Garde, um umso heftiger auf die junge Welt rund um den Dresdner Hauptbahnhof zu treffen. Dort machte sich das Volk auf, die Züge mit den Botschaftsbesetzern aus Prag in Richtung Westen zu beklatschen. Der Osten lebt, das wurde mir schnell klar.

Das Kinder- und Jugendtheater war da irgendwie mittendrin – in manchen Städten seit Jahrzehnten, in einer Stadt...