Begrenzung im eigenen Land – und offene Welt
von Bruno Flierl
Erschienen in: Selbstbehauptung – Leben in drei Gesellschaften (05/2015)
Ende der siebziger Jahre fühlte ich mich auf dem Höhepunkt meiner beruflichen Arbeit. Indem es mir gelungen war, 1973 zu promovieren und mich 1978 an der Humboldt-Universität zu Berlin zu habilitieren, hatte ich mir die Voraussetzungen für eine Berufung an die Universität geschaffen. Schließlich war es ja mein Ziel, auf diese Weise dem im Grunde wissenschaftsfeindlichen Bauwesen der DDR und den daraus resultierenden Gefahren zu entkommen, um ungestört forschen und auch lehren zu können. Wie sehr es mich zur Wissensvermittlung in der Lehre oder auch in Vorträgen drängte, wie sehr ich dabei auch Freude empfand und Erfolge hatte, erfuhr ich gerade in den siebziger Jahren: als Gastdozent an der Sektion Ästhetik und Kunstwissenschaften der Humboldt-Universität und an der Kunsthochschule Berlin wie auch bei den Veranstaltungen in der Fachöffentlichkeit von Architektur und bildender Kunst.
Diese weit gefächerte und über meine unmittelbaren Aufgaben in der Bauforschung hinausreichende architektur- und gesellschaftswissenschaftliche Arbeit, zumal sie Kritik am Alten und Vorschläge für Neues enthielt, bot natürlich Angriffsflächen für die dogmatischen Gralshüter der Weisheit in Partei und Staat. Ich hätte mir das sehr wohl denken und dazu womöglich schweigen können, vorsichtshalber. Das tat ich nicht, da ich ja Partei und Staat helfen wollte, ihre, „unsere“ Sache...