Unter dem Titel „Kommando Johann Fatzer“ legt der Ringlokschuppen in Mülheim an der Ruhr den ersten Band seiner „Mülheimer Fatzerbücher“ im noch jungen Berliner Neofelis Verlag vor. Hintergrund der Reihe ist eine mittlerweile langjährige Auseinandersetzung des Theaterproduktionszentrums mit Brechts Fragment gebliebenem Stück „Der Untergang des Egoisten Johann Fatzer“. 2011 lud der Ringlokschuppen zu den Mülheimer Fatzer Tagen, um mit Eigen- und Gastproduktionen sowie einem Symposium die künstlerische und wissenschaftliche Arbeit am Fatzer-Stoff zusammenzuführen. Hiervon ausgehend thematisieren die Autoren die noch oder gerade heute virulenten Fragen nach dem Verhältnis von Einzelnem und Kollektiv, von Revolution und Gewalt, das Motiv der Desertion, die Ortlosigkeit des Fatzer in einer Landschaft nach dem „Verschwinden des Menschen“ (Foucault), das Konzept der „multitude“ (Negri/Hardt) als einer möglichen, nicht normierten Gemeinschaft jenseits von Staat, Nation oder Volk und die Frage nach einem „kommenden Aufstand“. Nicht zuletzt stehen Status und Potenzial des heutigen Theaters als Versammlungs-, Diskussions- und Spielort selbst zur Debatte. Denn „aufgebaut haben wir es, damit / ihr entscheiden sollt / … was eigentlich los war, denn / wir waren uneinig“ („Fatzer“). Der Band widmet sich vor allem der kritischen Dokumentation und Analyse der auf den Fatzer Tagen gezeigten Performances.
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