Nur selten geschieht es, dass die Tätigkeiten eines Geheimdienstes in der Öffentlichkeit verhandelt werden. Denn, das Wort sagt es, was Geheimdienste machen, ist geheim. Geraten aber doch einmal die Umtriebe aus dieser Halb- und Unterwelt an das Licht der Öffentlichkeit, setzt für gewöhnlich die Irritation ein, dass sich diese oft nur schwer mit den unterstellten Zwecken (wie dem Schutz einer demokratischen Verfassung) in Einklang bringen lassen. Im Fall des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR kann diese Kluft kaum besser studiert werden. Die Tätigkeiten des MfS und seiner zahlreichen Mitarbeiter sind durch hochsubventionierte Aufarbeitungsbehörden bestens dokumentiert. Freilich unterwandern auch heute Verfassungsschutz und Polizeibehörden politische Gruppen, rechte durch V-Leute, linke durch eingeschleuste Spitzel. Es ist zu vermuten, dass – sollten eines Tages die Archive der westlichen Geheimdienste offen stehen – sich dort Dinge finden werden, die der Stasi zumindest nicht so unähnlich sind. Doch lautet die einhellige Meinung in Deutschland, wenngleich die Zeit der großen Enthüllungs- und Enttarnungshysterie der neunziger Jahre vorbei ist, dass es schlimmer als die Stasi kaum geht, ja, die Stasi zu den größten Übeln der deutschen Geschichte gehört – erregungsmäßig direkt nach der Doppelniederlage in der Weltkriegsmeisterschaft und Dieselfahrverboten in Innenstädten. „Stasi-Staat DDR“ hieß es 1990, und dieses...