Theater der Zeit

Essay

Selbstgespräch

Ein bisher unveröffentlichter Essay der Verständigung über Literatur und Theater

Thomas Brasch, als Dichter in verschiedenen Formen und Medien Lyriker, Dramatiker und Filmemacher, wäre am 19. Februar 80 Jahre alt geworden. Das folgende „Selbstgespräch“ ist wahrscheinlich um 1984 geschrieben und blieb unbeendet, als „Textabbruch“ angezeigt. Zu dieser Zeit hatte Brasch insgesamt zehn Theaterstücke geschrieben, einige wurden in der DDR nach der Uraufführung sofort verboten oder gar nicht aufgeführt, andere nach der Übersiedlung nach West-Berlin im Dezember 1976 erst in der Bundesrepublik aufgeführt, wie „Lovely Rita“. 1984 konnte Brasch nach einer fruchtbaren und dabei mit den Theatern nicht konfliktfreien Zeit auf seine wohl wichtigsten und auch schon mehrfach nachgespielten Stücke in diesem Text zurückblicken: „Rotter“ (in der Regie von Christof Nel 1977 in Stuttgart uraufgeführt), „Lieber Georg“ (Bochum 1980, Regie Manfred Karge und Matthias Langhoff) und das 1983 von Matthias Langhoff in Zürich uraufgeführte „Mercedes“, dazu die beiden Filme „Engel aus Eisen“ und „Domino“. Brasch betrachtet seine Figuren, in den Stücken, die er schon geschrieben hat, und diejenigen, mit denen er noch etwas vorhat, wie Eulenspiegel, mit ihrer Lage in der Geschichte, „über deren Köpfe Geschichte gemacht wird“, und als Teil einer Mythologie, die im besten Fall mit dem Theater erschaffen werden soll. Braschs Mythologie dieser anarchischen, meist aus der Realität erschriebenen Figuren ist vorhanden – jedoch nicht im Theater der heutigen Zeit. Wo sie erscheinen könnten – und durchaus nicht allein zu diesem Anlass seines Geburtstags: sollten. Thomas Braschs heute am meisten zitiertes Gedicht „Was ich habe, will ich nicht verlieren, aber“ entstammt dem ursprünglich fürs Theater geschriebenen Text „Der Papiertiger“. Der hat sich geradezu auf Flügeln frei gemacht von dem, was für Thomas Braschs Theatertexte noch bis zu ihrer Wiederentdeckung und Neuinterpretation wirken sollte. // Thomas Irmer

von Thomas Brasch

Erschienen in: Theater der Zeit: Die Kürzungskatastrophe – Wie Einsparungen Theater bedrohen (01/2025)

Thomas Brasch
Thomas BraschFoto: picture-alliance / akg-images / Udo Hesse | Udo Hesse

Eine Odyssee finden in Deutschland nach Auschwitz und in der Zeit der Filzschicht und in der Zeit der Ideologie als erstarrtem Bewußtsein und fünfhundert Jahre nach der einzigen Revolution, die es gab und die kläglich genug war, der Bauernkrieg.

In der Literatur gibt es nichts Neues. Es gibt auch nichts Neues. Das ist nur eine Erfindung einer Gesellschaft, die ständig neue Waren auf den Markt werfen und erzählen muß, daß die 36. Zahncreme neuer ist als die 23. Zahncreme. Es gibt nichts Neues in der Kunst, kann es nicht geben. Es ist auch ein völlig falscher Anspruch an Kunst. Natürlich kann ich sagen, nach »Ödipus« muß man nicht unbedingt ein Stück schreiben, weil danach gibt es nichts Neues. Es gibt wirklich nichts Neues danach. Es gibt nur etwas anderes, in einer anderen Form vielleicht noch mal, immer wieder nochmal in einer anderen Form. Wenn man nach etwas Neuem sucht, dann muß man auf den Supermarkt gehen, aber nicht in die Literatur. Selbst der »Ulysses« von Joyce ist nichts Neues, wenn man sich die »Odyssee« von Homer ankuckt. Es ist immer das Gleiche und das ist es. Und es tritt immer wieder in einer anderen Weise hervor oder geht in einer...

Sie möchten den gesamten Beitrag lesen?

Diese Angebote schalten den Artikel frei:

Tageszugang

12 Stunden ohne Paywall

5,99 €

Online lesen

Bücher online lesen

TdZ-Artikel seit 2013 online lesen

Exklusive Online-Artikel lesen

„Arbeitsbücher“ online lesen

double-Artikel online lesen

IXYPSILONZETT-Artikel online lesen

PDF-Downloads

Die aktuelle TdZ-Ausgabe

Das jährliche Arbeitsbuch

Sonderpublikationen

Persönliches Archiv mit allen bereits erworbenen Downloads

Die aktuelle double-Ausgabe

Die aktuelle IXYPSILONZETT-Ausgabe

Sonstiges

Anmelden per E-Mail

Persönliche Merklisten

Standard

Zeitschriften online lesen

ab 5,99 € / Monat

Online lesen

Bücher online lesen

TdZ-Artikel seit 2013 online lesen

Exklusive Online-Artikel lesen

„Arbeitsbücher“ online lesen

double-Artikel online lesen

IXYPSILONZETT-Artikel online lesen

PDF-Downloads

Die aktuelle TdZ-Ausgabe

Das jährliche Arbeitsbuch

Sonderpublikationen

Persönliches Archiv mit allen bereits erworbenen Downloads

Die aktuelle double-Ausgabe

Die aktuelle IXYPSILONZETT-Ausgabe

Sonstiges

Anmelden per E-Mail

Persönliche Merklisten

Professional

Zeitschriften und Bücher online lesen

ab 12,50 € / Monat

Online lesen

Bücher online lesen

TdZ-Artikel seit 2013 online lesen

Exklusive Online-Artikel lesen

„Arbeitsbücher“ online lesen

double-Artikel online lesen

IXYPSILONZETT-Artikel online lesen

PDF-Downloads

Die aktuelle TdZ-Ausgabe

Das jährliche Arbeitsbuch

Sonderpublikationen

Persönliches Archiv mit allen bereits erworbenen Downloads

Die aktuelle double-Ausgabe

Die aktuelle IXYPSILONZETT-Ausgabe

Sonstiges

Anmelden per E-Mail

Persönliche Merklisten

Budget

Das PDF-Abo

ab 6,99 € / Monat

Online lesen

Bücher online lesen

TdZ-Artikel seit 2013 online lesen

Exklusive Online-Artikel lesen

„Arbeitsbücher“ online lesen

double-Artikel online lesen

IXYPSILONZETT-Artikel online lesen

PDF-Downloads

Die aktuelle TdZ-Ausgabe

Das jährliche Arbeitsbuch

Sonderpublikationen

Persönliches Archiv mit allen bereits erworbenen Downloads

Die aktuelle double-Ausgabe

Die aktuelle IXYPSILONZETT-Ausgabe

Sonstiges

Anmelden per E-Mail

Persönliche Merklisten

Upgrade für Printabonnenten

Standard – Zeitschriften online lesen

10,00 € / 12 Monate

Online lesen

Bücher online lesen

TdZ-Artikel seit 2013 online lesen

Exklusive Online-Artikel lesen

„Arbeitsbücher“ online lesen

double-Artikel online lesen

IXYPSILONZETT-Artikel online lesen

PDF-Downloads

Die aktuelle TdZ-Ausgabe

Das jährliche Arbeitsbuch

Sonderpublikationen

Persönliches Archiv mit allen bereits erworbenen Downloads

Die aktuelle double-Ausgabe

Die aktuelle IXYPSILONZETT-Ausgabe

Sonstiges

Anmelden per E-Mail

Persönliche Merklisten

Upgrade für Printabonnenten

Professional – Zeitschriften und Bücher online lesen

50,00 € / 12 Monate

Online lesen

Bücher online lesen

TdZ-Artikel seit 2013 online lesen

Exklusive Online-Artikel lesen

„Arbeitsbücher“ online lesen

double-Artikel online lesen

IXYPSILONZETT-Artikel online lesen

PDF-Downloads

Die aktuelle TdZ-Ausgabe

Das jährliche Arbeitsbuch

Sonderpublikationen

Persönliches Archiv mit allen bereits erworbenen Downloads

Die aktuelle double-Ausgabe

Die aktuelle IXYPSILONZETT-Ausgabe

Sonstiges

Anmelden per E-Mail

Persönliche Merklisten

Assoziationen

Neuerscheinungen im Verlag

Die „bunte Esse“, ein Wahrzeichen von Chemnitz
Alex Tatarsky in „The Future Is For/ Boating“ von Pat Oleszkos, kuratiert von ACOMPI für die Galerie David Peter Francis, Juni 2024, vor dem Lady Liberty Deli im St. George Terminal, Staten Island, New York