„Gegen sieben Uhr an einem recht schwülen Sommerabend in den Sionibergen …“ So fangen Bücher an, mit dem Knistern der ersten Worte. Für Guy Montag, 30 Jahre alt, ist es der erste Satz, den er an diesem Abend in der 287. Etage seines wabenförmigen Betonwohnblocks liest. Der erste Satz in seinem Leben überhaupt. Das erste Buch. Guy Montag lebt in einer Zeit, in der Bücher per Gesetz verboten sind. Wer liest, macht sich strafbar, denn er könnte ja anfangen zu denken. Montag selbst ist dafür zuständig, das Gesetz per Aktion zu manifestieren. „Die Asche der Asche zu Asche verbrennen“, lautet die flotte Devise der jungen Burschen von der Feuerwehr, die schon längst keine Brände mehr löscht – sondern legt.
Ray Bradburys „Fahrenheit 451“ ist in einem System zwischen Faschismus, Volksverdummung und Fortschritt angesiedelt. Geschrieben in den 1950er Jahren, zitiert es Mechanismen totalitärer Regime, überführt jedoch in eine dunkle, ferne Dystopie, die wie in allen guten Versionen dieses Genres im Grunde nicht ganz undenkbar ist. Es ist daher eine spannungsreiche Konstellation, dass am Theater Heidelberg der ungarische Regisseur Viktor Bodó die Regie für die Bühnenversion dieses Romans übernommen hat. Berichte von zensurartigen Gesetzen in Ungarn, die sich vor allem gegen Intellektuelle,...