Wie verteidigt man am besten die Demokratie? Indem man demokratiefeindliche Kräfte eliminiert? Oder muss man sie schützen helfen, sofern sie durch Wählerentscheidungen an die Macht gekommen sind? Das sind zentrale Fragen in Juli Zehs Roman „Leere Herzen“, dessen Uraufführung in Bamberg mit der Entscheidung für eine der beiden Optionen endet – und mit Zweifeln: „Ich bin nicht sicher, ob ich verstehe, warum du das getan hast“, bekennt Babak gegenüber Britta. Die beiden betreiben eine zwielichtige Praxis namens Die Brücke, die anno 2025, als die Besorgte-Bürger-Bewegung ein „Effizienzpaket“ nach dem anderen verabschiedet und Menschen- oder gar Völkerrecht aus der Mode gekommen ist, Selbstmordwillige kategorisiert. Die Softies unter ihnen werden geheilt, die Wildentschlossenen einer „sinnvollen“ Verwendung zugeführt. Denn wenn sie für den Dschihad oder radikale Umweltinitiativen sterben, füllt das die Geldbeutel der „Therapeuten“ und sorgt für eine gewisse Hygiene im Terrorbusiness, die Stümper werden ausgesiebt, und ein bisschen Bedrohung muss schließlich sein. Britta vergleicht sie mit „einer juckenden Stelle, die jede Gesellschaft braucht, um sich gelegentlich ausgiebig zu kratzen“.
Ja, Britta – Nachname Söldner – ist zynisch, aber alle sind zynisch geworden in Zehs Dystopie, weil man erlebt hat, dass „Oberspinner“ wie Trump und Putin den Syrienkrieg beendeten und hehre Absichten sich...