Aristoteles’ POETIK aus dem 4. Jahrhundert bemerkte kurz, die Komödie sei aus Phallosliedern entstanden und die Tragödie „aus kleinen Mythen und Spaßreden hervorgegangen“.¹¹⁴ Andere Befunde sprechen davon, dass sich das altgriechische Tragödientheater sehr wahrscheinlich im politisch praktizierten Dionysosmythos ausbildete. Die grotesken Maskierungen und Kostüme (Phallos, Gesichtsmaske, dicker Leib) der alten griechischen Komödie (Aristophanes) und ihr verwandter Farcen (Phlyakenposse) dürften auf ursprüngliche Zusammenhänge mit mythisch-magischen Fruchtbarkeitspraktiken verweisen. Die ältesten Bruchstücke der schriftlichen Sanskrittheaterkunst stammen, soweit verbürgt, aus dem ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Sie zeugen von einer wohl seit Längerem professionell betriebenen Kunst, die wesentlich von mythisch-religiösem Denken geprägt und aus mythisch rituellen Tätigkeiten erwachsen war.¹¹⁵ Der erste Satz von THE NATYA SHASTRA OF BHARATA MUNI, der klassischen indischen Theaterpoetik, entstanden spätestens im 2. Jahrhundert unserer Zeitrechnung, meint, der Gott Brahma habe The Natya Shastra, „the science of gesticulation and dance“, gelehrt. Er, Bharata, sei von dem „lotus born lord“ beauftragt worden, die Kunst der Natya Veda zu praktizieren. „Thus commanded I studied Natya Veda […] and taught it to my worthy sons along with its proper application“.¹¹⁶

Für Zeami, im 13. und 14. Jahrhundert der größte Macher und bedeutendste Theoretiker...