Die renommierte Festivalmacherin Frie Leysen wurde 2012 – nach Shermin Langhoffs unerwartetem Rückzieher als Schauspielchefin der Festwochen – recht kurzfristig nach Wien gebeten. Nun hat sie die Stadt bereits wieder verlassen. Zu unterschiedlich seien in den Leitungsgremien die Auffassungen über die Beschaffenheit eines Festivals, zu eingerostet die Strukturen. In einem offenen Brief (www.profil.at/articles/1428/983/376577/wiener-festwochenfrie-leysen-kritik) stellte Leysen dem Unternehmen schließlich ein katastrophales Zeugnis aus, das nicht so klang, als wolle sie sich ein Türchen offen halten. Das wäre auch keineswegs ihr Stil. Sie steht für Geradlinigkeit und Entschlossenheit – und damit hat sie eines der besten Programme der vergangenen zehn Jahre präsentiert.
Den Wiener Festwochen 2014 war die interne Brüchigkeit also verwunderlicherweise nicht im Geringsten anzumerken. Die diesjährige Ausgabe bleibt als ein klug kuratierter, mutiger Jahrgang voller Überraschungen in Erinnerung, der nach den Jahren unter Luc Bondy merkbar frischen Wind hereingelassen hat. Asien war der Schwerpunktkontinent, fast jede Vorstellung ein Treffer. Frie Leysens Präsenz hat jene von ihrer Vorgängerin Stefanie Carp noch übertroffen. Fünf Wochen lang nahm Leysen jeden Abend unter ihre Fittiche, heftig rauchend und diskutierend. Ihre Lieblingszigarettenmarke heißt übrigens „Hope“.
„Ich versuche, ein Programm komplementär zu dem zu entwickeln, was in der Stadt schon vorhanden ist, also Löcher...