Die 1960er und 1970er Jahre
Happening, Aktionskunst, Performance
von Joachim Fiebach
Erschienen in: Welt Theater Geschichte – Eine Kulturgeschichte des Theatralen (05/2015)
Zunächst als Happening und/oder Aktionskunst vollzog sich in der Performancekunst seit Allan Kaprows Produktion 18 HAPPENINGS IN 6 PARTS (1959) die Entfesselung aller historisch verfügbaren theatralen Techniken fast explosionsartig. Er zeigte kombiniert in drei getrennten Räumen eine Skulptur auf Rädern, „konkrete“ Geräuschmusik, Monologe, Diaprojektionen, einfache Tanzbewegungen und ein Gemälde, das während der Aufführung produziert wurde. Die Zuschauer, die in zwei Pausen die Räume wechselten, waren sich „dauernd der Aktivitäten in den zwei anderen Räumen bewußt“, aber doch unfähig, „sie voll zu erfassen“37 und mit/aus den Vorgängen Bedeutungen zu generieren. Die Darstellung schien das bewusst abgeschnitten oder zumindest sehr erschwert zu haben.
Happenings richteten sich fundamental(istisch) gegen narrative, abbildende oder anders spezifische Bedeutungen generierende Künste. George Maciunas forderte Anfang der 1960er Jahre Arrangements ohne zweckhafte Absicht. Die Künstler der Happenings seien fast ausschließlich auf das „Konzept des Konkretismus oder des Kunstnihilismus“ verpflichtet. „Sie ziehen die Welt der konkreten Realitäten den künstlichen Abstraktionen oder, was dasselbe ist, dem Illusionismus vor.“ Beim konkreten Theater sei die künstlich erstellte Handlung, das voraus festgelegte Spiel der Darsteller „gewöhnlich durch natürlich sich entfaltende, nicht vorher durchgeprobte und meist überhaupt unbestimmte Vorgänge ersetzt, wie sie sich aus spontanen und improvisierten Handlungen einer bestimmten Gruppe...