Das geht mich nichts an!“, erklärt einer der Boten in „Rechnitz“ und schlägt damit den Grundtenor dieses Abends an, der drei Texte von Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek miteinander kombiniert zu einer schlüssigen Erzählung vom Verschweigen und Verdrängen rechter Gewalt.
„Rechnitz (Der Würgeengel)“ packt das Thema historisch an. Das Stück behandelt den Massenmord an etwa 180 jüdischen Zwangsarbeitern durch Nazigrößen, die kurz vor Kriegsende noch ein Gefolgschaftsfest in einem burgenländischen Dorf feierten. Das Grab mit den Leichen wurde bis heute nicht gefunden, und nicht wenige Menschen in Rechnitz, dem Schauplatz dieser Barbarei, wollen auch gar nicht wissen, wo es sich befindet. „Das schweigende Mädchen“ schlägt den Bogen von der Geschichte in die jüngere Vergangenheit, die beinahe noch Gegenwart ist. Jelinek reflektiert darin den Prozess gegen Beate Zschäpe, der einzigen Überlebenden des NSU-Kerntrios, das aus Fremdenhass zehn Menschen hingerichtet hat, drei von ihnen allein in Nürnberg: Enver Şimşek, Abdurrahim Özüdoğru und İsmail Yaşar. „Wolken. Heim.“ schließlich liefert den gedanklichen Überbau, das ideologische Dach, unter dem sich Gräueltaten wie das Massaker von Rechnitz oder die NSU-Mordserie abgespielt haben, gezimmert aus Zitaten deutscher Dichter und Denker, die von einem Wir raunen, das sich scharf gegen ein Ihr abgrenzt.
Nürnbergs Schauspielchef Jan Philipp Gloger, der diese...