Ein wütender, politischer Text ist Joël Lászlós Überschreibung des Parzival-Epos. Im Zentrum der künstlerischen und sehr kritischen Auseinandersetzung steht der Wirtschaftsliberalismus. Ihn gehen der Autor sowie das Regieteam um Olivier Keller frontal an. Stephanie Gräve, Intendantin des Vorarlberger Landestheaters, verweist in einem Telefongespräch zur Bregenzer Uraufführung nicht zu Unrecht auf die Bedeutung der Schweiz als Herkunftsort von „Geld, Parzival“. In Lázlós moderner Adaption des mittelalterlichen Epos trifft die Finanzwelt der Aventiure auf Ausbeutung.
Wer Missstände anprangert und die Welt verändern möchte, der kommt nicht umhin zu erläutern. Das tut Joël László, bevor auch nur ein Wort gesprochen wird. Lázlós Vorspann zum Drama parallelisiert die Artuswelt mit dem Kapitalismus. Dort steht: „Wenn wir uns unter fahrenden Rittern etwas historisch Konkretes vorstellen wollen, so müssen wir sie uns als Händler denken. In anderen Worten: als eine Vorform von Kapitalisten.“ Parzivals kindliche Sehnsucht nach der glänzenden Ritterwelt setzt Lázló mit einer naiven, aber äußerst wirkmächtigen Faszination für Reichtum und Macht gleich. Mein Pferd, meine Rüstung, meine Potenz – mein Geld.
Hilflos wie bei Wolfram von Eschenbach erscheinen die Bemühungen der Mutter Herzeloyde, ihren Sohn vor den Verheißungen des Neoliberalismus zu bewahren. Noch geht es dem kindlichen Parzival in Lázlós Bearbeitung um den machtvollen...