David Hevia, Sie haben in den 1990er Jahren am renommierten Theater an der Ruhr in Mülheim unter Roberto Ciulli gearbeitet, sind also ein Experte für einen deutsch-mexikanischen Vergleich. Beginnen wir beim Kern der Sache: der Ausbildung.
Das deutsche Theatersystem wird von staatlichen Schulen versorgt (wobei es auch Privatschulen gibt), und glücklicherweise existieren sowohl ein gemeinsames Bezugssystem als auch eine konkret umrissene Ausbildung. Der berufliche Werdegang eines Schauspielers ist klar definiert. Schauspieler ist ein anerkannter Beruf, zu dessen Ausübung eine Urkunde oder Zeugnis befähigt. In Mexiko hat jede Schule, die Schauspieler ausbildet, ein anderes, oft verwirrendes Bezugssystem. Ein Curriculum gibt es nicht. Es wird improvisiert; die Kriterien einiger Schulen sind eher wirtschaftlicher als künstlerischer Art; Schauspieler werden hauptsächlich fürs Fernsehen ausgebildet. Auch die Bezahlung von Theaterschauspielern ist unzureichend. Viele müssen deshalb auf Alternativen zurückgreifen, die ihr Theaterspiel oft negativ beeinflussen.
Die Kommunikation zwischen Publikum und Theaterschaffenden?
In Mexiko haben wir zwar ein breites Theaterangebot, aber nur eine geringe Nachfrage. Jeder kann Schauspieler sein, jeder kann Regie führen. Das Publikum ist jung und eklektisch, es gibt kaum kulturelle oder Theaterbezüge. Häufig haben die Theaterschaffenden keinerlei Verbindung zum Zuschauer. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die fehlende Kommunikation zwischen den einzelnen Theaterschaffenden, also den...