Im Headquarter
von Hamze Bytyçi
Erschienen in: Zeitgenoss*in Gorki – Zwischenrufe (03/2023)
Der Name war schon immer politisch, das Haus nie ohne Gegensätze. Als DDR-Propagandabühne des sozialistischen Realismus am Ende der Stalin-Ära eröffnet, erlebte das Gorki Theater viele Umbrüche, bessere und weniger glorreiche Zeiten. Bis es 2013/14 zum Wahrzeichen des postmigrantischen Theaters geworden ist, das Shermin Langhoff und ihr Team aus dem Ballhaus Naunynstraße mitgebracht haben – aus meiner Sicht die fruchtbarste Entwicklung dieses Hauses, die unsere Gesellschaft dringend nötig hatte.
Das Gorki wurde für mich, der sich als Kulturhebamme sieht und gerne neue Formate sowie Wege anstößt, ein perfekter Ort. Eine Brutstätte für Ideen, Erzählungen und Begegnungen; ein Ort für die Seele und die Bewegung. Gleich im April 2014 durften unsere Roma*-Jugendlichen das Studio Я für die erste Gorki-Romaday-Feier am Internationalen Tag der Roma* vereinnahmen. Am Romaday 2015 stieg Shermin selbst als Kapitänin ins Love Boat meines Talk-Show-Formats „Hilton-Zimmer 437“ ein. Nicht nur in der Talkshow, sondern vor allem in ihrer Funktion als Intendantin hat sie als Besitzerin eines Fernglases auch andere durchschauen lassen, hat nicht nur für sich eine Schatzkarte gefunden, sondern auch viele andere mitgenommen. Das Gorki wurde zum künstlerischen Zuhause von vielen, deren Stimmen im deutschen Kunstbetrieb hoffnungslos unterrepräsentiert gewesen sind – bei weitem nicht nur von Roma*....