2.8.3 Sich dem Moment hingeben
von Dan Richter
Erschienen in: Improvisationstheater – Die Grundlagen (10/2018)
Die Zukunft zu planen ist eine wesentlich menschliche Fähigkeit. Sie spielt uns aber einen Streich, wenn sie uns davon abhält, das zu erfassen, was gerade stattfindet.
Angst führt bei vielen Spielern dazu, dass sie in Panik verfallen und sich überlegen, was sie als nächstes sagen sollen, in welche Richtung sie die Story steuern wollen, wie man die Szene möglichst schlau beendet. Aber während du planst und überlegst und sinnierst, findet gerade eine Szene statt, in der dein Zuhören gefragt ist, deine Intelligenz, deine emotionale Beteiligung.
Wenn Vorausdenken das Problem ist, dann hilft es nicht, noch mehr vorauszudenken!
Versuchen wir, es mal so zu sehen: Wenn die Szene ohnehin dabei ist zu scheitern, kannst du genauso gut zuhören, was gerade passiert, darauf achten, was dein Szenenpartner tut, was er sagt und wie dich das emotional berührt. Wenn wir uns einfach damit abfinden, dass die Szene vielleicht scheitern kann, dann sind wir in der Lage, diesem Scheitern wenigstens noch etwas Wahrhaftiges mit auf den Weg zu geben. Und vielleicht scheitert die Szene dann eben doch nicht, sondern wird zu einer der besten, die du je gespielt hast.
Diese Umstellung der geistigen Tätigkeit vom Planen aufs Hier-im-Moment-Sein ist für die Meisten eine...