Tagung
„Nur die Kunst kann uns retten“
Ästhetische Formate der Erinnerungskultur: Die Tagung der Dramaturgischen Gesellschaft in Nürnberg
von Elisabeth Maier
Erschienen in: Theater der Zeit: Nachhaltigkeit (03/2025)
Assoziationen: Dramaturgie Bayern
In Zeiten, da die Kulturschaffenden wegen drastischer Kürzungen mehr denn je um ihre Existenz fürchten und kämpfen müssen, sind ihre Aufgaben größer denn je. Kunst hat die Kraft, mit ästhetischen Mitteln neue Wege aufzuzeigen. Angesichts von Rassismus, Rechtsruck in der Gesellschaft und einer verblassenden Erinnerungskultur muss das Theater Haltung bewahren. Mit neuen Formaten ein kunstfernes Publikum zu erreichen, das ist die große Herausforderung. Wie das im Theaterbetrieb gelingen kann, diskutierten 350 Dramaturg:innen aus dem deutschsprachigen Raum bei der Jahreskonferenz der Dramaturgischen Gesellschaft am Staatstheater Nürnberg. „Remember, Resist, Represent“ hatten sich die Theatermacher:innen als Thema gesetzt. Wissenschaftler:innen und Kulturschaffende aller Sparten bereicherten den lebendigen Diskurs.
Die Angst vor der wachsenden Macht der Populist:innen war bei vielen der Workshops und Gespräche Thema. Dass die Rechtsradikalen so viel Zulauf haben, liegt auch am schwindenden Geschichtsbewusstsein der jungen Generation. Ein Leitfaden der Tagung war daher der Umgang mit der Vergangenheit. Da haben die Bühnen die große Chance, Narrative zu verändern und umzudeuten. Der Veranstaltungsort hätte für dieses Thema nicht spannungsgeladener sein können. In der fränkischen Stadt fanden von 1933 bis 1939 die Reichsparteitage der Nationalsozialisten statt. Auf dem Gelände steht noch die Kongresshalle – ein unvollendetes, monumentales Zeugnis der damaligen Herrschaftsarchitektur. In den Innenhof...