Exil ist die Kernthematik der Theaterstücke, die im neuesten Band der Reihe SCENE versammelt sind. Es handelt sich um Stücke, die zumeist „im Exil" entstanden sind und auch sprachlich dessen Spuren tragen: Neben auf französisch verfassten Texten ursprünglich nicht frankophoner Exilanten stehen Texte aus Frankreich und Québec, deren Französisch deutlich vom Einfluss anderer Kulturen geprägt ist.
Der Schwerpunkt aller präsentierten Stücke liegt auf dem Verhandeln dringlicher „Geschichten", die immer auch eine politische Dimension haben. Nasser Djemaï beschreibt in „Invisibles" das Schicksal der ersten Generation algerischer Gastarbeiter, die den Bezug zu ihrer Heimat verloren hat, ohne jedoch in ihrem Gastland wirklich angekommen zu sein.
Während Sedef Ecers „À la Périphérie" die Sehnsucht junger Slumbewohner nach einem Leben im Europa in einen märchenhaften Bilderbogen à la Bollywood oder 1001 Nacht verpackt, umkreist Aiat Fayez in „Les Corps Étrangers" in vier bitter-schwarzhumorigen Theaterskizzen das Lebensgefühl von „Fremdheit" im weitesten Sinne. Vom materiellen, politischen und moralischen Verfall eines ehemals reichen Landes erzählt die in Montréal lebende Kongolesin Marie-Louise Mumbu in ihrem parabelhaften Monolog „La Fratrie Errante". Mit großer, fast kinematografischer Geste schafft Sonia Ristic eine Parallele zwischen dem libanesischen Bürgerkrieg des Jahres 1975 und der Belagerung von Sarajevo zwanzig Jahre später.