Als der Schauspieler und Regisseur Edward Gordon Craig 1908 den Tod des Schauspielers forderte, ging ein Aufschrei durch die Theaterwelt. Bis heute gilt Craig mit seinen radikalen Theorien als Exzentriker, der viel zu bewegen vermochte, seine Visionen jedoch nur in Ansätzen verwirklichen konnte. Dennoch hat sein Denken das Bild des Schauspielers grundlegend verändert.
Kompromisslos strebte Craig nach einer Erneuerung des Schauspielers und dessen Kunst im Zeichen der Schönheit. Einer Schönheit, die Schrecken und Grausamkeit genauso umfasst wie Harmonie und Vollkommenheit, die die totale Selbstaufgabe des Schauspielers verlangt und zu einer völlig neuen, unpersönlichen Spielweise führt.
Katharina Wild zeichnet in ihrer Arbeit Craigs Schauspielerideal nach und beweist, dass es heute aktueller denn je ist. Vor allem postdramatische Theaterformen zeichnen ein vergleichbares Bild vom Schauspieler jenseits herkömmlicher Verfahren der Nachahmung.
Edward Gordon Craig, geboren 1872 in England, war Schauspieler, Regisseur, Bühnenbildner. Er gilt als einer der wichtigsten Theaterreformer des 20. Jahrhunderts. In dem Aufsatz „The Actor and the Über-Marionette" von 1908 beschreibt er eine überlebensgroße unbelebte Figur, welche den Schauspieler in einem zukünftigen Theater ersetzen soll. Craig starb in 1966 in Frankreich.