Das zeitgenössische Dokumentarische Theater richtet sich gezielt auf Wirklichkeiten, die mit vielfältigen performativen Formen erzählt und reflektiert werden. Performer, „Alltagsexperten“, selten Schauspieler, arbeiten mit Texten, die auf tatsächlichen, „wahren“ und manchmal historischen Begebenheiten basieren. Oder sie machen ihre Biografie zum Gegenstand der Auseinandersetzung. Die Darsteller ähneln Zeugen, die vor Gericht über Geschehenes berichten. Damit bildet sich eine besondere Beziehung zum Publikum heraus: Die erzählte Wirklichkeit wird zu einer Frage des Vertrauens.
„Dokument, Fälschung, Wirklichkeit“ basiert auf den Ergebnissen der Basler Dokumentartage, die 2013 unter dem Titel „It‘s the Real Thing“ an der Kaserne Basel stattfanden. Künstler und Wissenschaftler haben hier in Form von Vorträgen, Lecture-Performances und Arbeitspräsentationen über Fragen des Glaubwürdigen, des „Echten“ und der Wirklichkeit diskutiert: Was meinen wir, wenn wir von der Wirklichkeit sprechen? Ist der Zeuge glaubwürdig? Und wo verlaufen die Grenzen zwischen Wahrheit, Fake und Täuschung?
Mit Beiträgen u. a. von Dirk Baecker, Barbara Gronau, Gregor Gysi, Cuqui Jerez, Hans-Werner Kroesinger, Rabih Mroué, Rachid Ouramdane, Milo Rau, She She Pop, Fritz Simon, Stefanie Wenner.Mit der Fülle neuer theatralisierter Wirklichkeitsformen auf den Bühnen der freien Szene und bald auch des Stadttheaters stellt sich allerdings mehr und mehr die Frage nach der Analyse, der Beschreibung, der Funktion und der Dramaturgie des Materials. Was genau geschah und geschieht im zeitgenössischen Theater, wenn von Wirklichkeitsnähe, einer Sehnsucht nach Realität die Rede ist? Wie verändert dieses dokumentarische Theater den Blick auf die Funktion und die Wirkungsweise von Theater heute? Auch stellen sich Fragen der Dramaturgie, der ästhetischen Qualität und der künstlerischen Weiterentwicklung, die bis heute unbeantwortet sind.