Die Theaterstücke, Romane, Erzählungen und Reflexionsbände von Botho Strauß wurden seit den 70er Jahren zum Spiegel der bundesdeutschen Gesellschaft. Das Werk des Dichters ist dabei äußerst vielgestaltig, neben seinen Dramen und Prosawerken schrieb er auch Gedichte und Essays, deren kulturkritische Diagnosen immer wieder Anlass zu heftigen Debatten und Auseinandersetzungen mit seinem Werk und seiner Person gaben. Insofern steht das Schaffen von Botho Strauß auch für die inneren Verwerfungen und Krisen bundesdeutschen Mentalitätsgeschichte seit 1968 und der künstlerischen Aufbrüche, die ihr entsprungen sind.
Ende diesen Jahres wird Botho Strauß sechzig Jahre alt. Die Anthologie versammelt aus diesem Anlass neue Texte über den Dichter und sein Werk, geschrieben von künstlerischen Weggefährten, Schriftstellerkollegen und Geisteswissenschaftlern. Das Buch wird darüber hinaus auch Gedichte von Botho Strauß vorstellen, die in heute zum Teil entlegenen Publikationen veröffentlicht wurden und nun erstmals wieder neu zugänglich werden. Einem dieser Gedichtzyklen aus dem Jahr 1976 verdankt die Anthologie ihren leitmotivischen Titel: Unüberwindliche Nähe.
Als Künstler blieb Botho eine Ausnahmeerscheinung. Obgleich er die öffentliche Diskussion wie kein zweiter polarisierte, lebt er selbst zurückgezogen und gibt keine Interviews. Sein umfangreiches Werk ist von formalen Innovationen gekennzeichnet, im gleichen Maße aber auch von der einzigartigen Auseinandersetzung mit den Erkenntnissen und Theorien der modernen Naturwissenschaft, die Botho Strauß in seinen Werken als einen wissensfrohen Dichter erscheinen lassen. Das Buch Unüberwindliche Nähe versucht sich dem disparaten Werk und der dahinter verborgenen Person des Dichtes aus unterschiedlichsten Perspektiven anzunähern.