Circus Roncalli
ist ein deutscher Zirkus mit dem Geschäftssitz (GmbH) und Winterquartier in Köln. Die Österreicher Bernhard Paul und André Heller gründeten das Unternehmen 1975 in Wien.
Am 8. Oktober 1975 traten Heller und Paul erstmals als „Zirkus Roncalli (Wien)“ auf im Rahmen des Festivals Steirischer Herbst mit dem Programmtitel „Die größte Poesie des Universums – Zirkus als Gesamtkunstwerk“. Der Name des Zirkus stammt nach Paul von „Sarah Roncalli, Tochter des Mondes“, dem Titel eines Drehbuchs von Landsmann Peter Hajek. Laut Paul soll die lange über dessen Tod hinaus anhaltende Popularität des Papstes Johannes XXIII. mit dem bürgerlichen Namen Angelo Giuseppe Roncalli geholfen haben, den Zirkusnamen bekannt zu machen.
Nach wenigen Wochen stritten sich Heller und Paul über Bühnenbilder und Dompteurnummern. Schließlich verließ Heller das gemeinsame Unternehmen und nahm dabei 42 Artisten mit sich. Paul improvisierte mit Studenten und Ersatz-Artisten. Heller gab das Zirkusprojekt erst nach einem mehrjährigen Rechtsstreit auf und ließ Paul mit mehreren Millionen Schilling Schulden zurück. Laut Paul gab es zu jener Zeit, als es scheinbar „nicht mehr ging“, Menschen, die ihm geholfen haben, diese Zeit zu überstehen.
Die Premiere war zunächst für den 1. April 1976 in Graz angekündigt. Am 18. Mai 1976 begann die erste Tournee mit der Weltpremiere des neuen Zirkus auf der Hofgartenwiese in Bonn und endete abrupt am 16. August 1976 in München (Programmtitel: „Die größte Poesie des Universums“). Nach der ersten Saison trennten sich Paul und Heller im Streit um Konzept und Rechte, der danach über mehrere Jahre lang andauerte.
Ab 1978 bereitete Paul in der ehemaligen Schokoladenfabrik Stollwerck in der Kölner Südstadt den neuen Start des „Circus Roncalli“ vor. Der Schweizer Kabarettist Emil Steinberger, der 1977 neun Monate lang beim Circus Knie aufgetreten war, unterstützte Paul mit einem Darlehen und half ihm bei der Regie. Die Premiere fand am 4. Juni 1980 in Köln statt mit Bernhard Paul als alleinverantwortlichem Zirkusdirektor. Das Bekenntnis zu einem klassischen Zirkus wurde auch nach dem Neubeginn zu einem Markenzeichen von Roncalli. Clown Pic wurde mit seinen legendären Seifenblasen in den 1980er Jahren zum Publikumsliebling und zur Attraktion. Der Zirkus ist seitdem mit zahlreichen Tourneen im In- und Ausland (unter anderem mit dem ersten Auftritt eines bundesdeutschen Zirkus in der UdSSR 1986) erfolgreich unterwegs. Von 2006 bis Ende 2012 war der Clown David Larible bei Roncalli zu sehen.
Seit 2018 verzichtet Roncalli auf Tierdarbietungen. In der Saison 2017 waren letztmals Pferdedressuren als einzige Tiernummer im Programm zu sehen. In dem Wissen, dass Tiere – insbesondere Pferde – eigentlich traditioneller Bestandteil eines klassischen Zirkus sind, firmiert der Roncalli-Tourneebetrieb seitdem unter dem leicht abgewandelten Namen „Circus-Theater Roncalli“. Bei der im März 2018 gestarteten Tournee „Storyteller“ setzte Paul erstmals an Hologramme erinnernde Visualisierungen ein, um Tierdarbietungen als 3D-Animation zu simulieren. Mit Hilfe von elf Projektoren, die um die Manege herum platziert wurden, konnten die Zuschauer die Tierfiguren dreidimensional erleben. Die Simulationen stießen weitgehend auf Begeisterung.
In den ersten zwei Jahren der COVID-19-Pandemie nahm der Zirkus ein Darlehen über 2,5 Millionen Euro auf. Das Jahr 2022 war dagegen eines der besten Geschäftsjahre des Zirkus.