Gespräch
Was macht das Theater, Philipp Adlung?
Im Gespräch mit Michael Helbing
von Michael Helbing und Philipp Adlung
Erschienen in: Theater der Zeit: Freiheit und Grenzen der Körperlichkeit – Kunstinsert William Kentridge (11/2025)
Sie planen, 2029 auf gut 1200 Quadratmetern auf Schloss Elisabethenburg das Deutsche Theatermuseum Meiningen zu eröffnen. Was sagt das Deutsche Theatermuseum München dazu?
Philipp Adlung: Wir stehen im guten Kontakt. Freundschaftliche Konkurrenz gibt es sicherlich. Aber München befasst sich, ähnlich wie das Theaterwissenschaftliche Institut Köln, primär mit Forschung und Sammlung. Wir sind ein Museum, das etwas zeigen will.
Das Meininger Theatermuseum gibt es seit 25 Jahren. Welche Idee steckt hinter der Erweiterung?
PA Es gibt für 500 Jahre deutsche Theatergeschichte bislang keinen Ort, an dem sie erzählt wird. Wir wollen das Desiderat schließen und können auf ein solides Fundament bauen: Meininger Theatergeschichte als wesentlicher Teil der deutschen. Wir haben die Sammlungen, Strukturen und im Schloss die Flächen dafür, wo ganz am Anfang, im Riesensaal, Liebhabertheater gespielt wurde.
Zwei Begriffe verbinden sich landläufig mit Meiningen und dem Theaterherzog Georg II. am Ende des 19. Jahrhunderts: Wiege oder Vorläufer des Regietheaters sowie Ensemblebildung.
Die „Wiege des Regietheaters“ halte ich für schwierig. Was wir heute darunter verstehen, ist nicht das, was Georg II. wollte. Den Regisseur gleichsam als Autor hätte er streng von sich gewiesen. Er wollte mit seinen zeitgebundenen Ideen absolut dem Werk dienen. Sprache und Vollständigkeit der Vorlage waren ihm wichtig,...
















