Die vor vierzig Jahren ins Leben gerufenen Tiroler Volksschauspiele in Telfs, einer Gemeinde rund dreißig Kilometer westlich von Innsbruck gelegen, waren nie als Fremdenverkehrsattraktion konzipiert. Vielmehr stellten sie eine Art Heimaturlaub für Exiltiroler dar, die mit der in Tirol gebliebenen, heimischen Theaterszene zusammentreffen und sich austauschen wollten, ein Klassentreffen, aber auch eine sommerliche Theater-„Werkstatt“. Mit diesen Ambitionen könnte man die Tiroler Volksschauspiele auch mit dem wenige Jahre zuvor von Hans Werner Henze gegründeten Cantiere Internazionale d’Arte vergleichen, bei dem sich die internationale Musik-Avantgarde von der kleinen Toskana-Gemeinde Montepulciano einladen ließ und auch noch heute einladen lässt. „Jeder lernt von jedem“ lautete Henzes Gründungsmotto: Die örtliche Polizeikapelle und die regionalen Musikschulen lernen von etablierten Musikern und umgekehrt.
Bei den Tiroler Volksschauspielen war es in den achtziger Jahren die Renaissance des neuen sozialen Volksstücks, die man mit der heimischen Theaterszene und der gerade in Tirol weitverbreiteten Amateurtheaterbewegung verknüpfen und – lernend – überprüfen wollte, wobei der ORF anfangs ein zahlungskräftiger Mitstreiter war. So kamen regelmäßig Dietmar Schönherr, Hans Brenner, der Burgschauspieler und frühere „Jedermann“-Darsteller Walther Reyer, Ruth Drexel (die dann auch für Koproduktionen mit dem Münchner Volkstheater sorgte), Christine Ostermayer, Julia Gschnitzer, Markus Völlenklee mit Katharina Thalbach, später dann auch Tobias Moretti...