Die polnischen Parlamentswahlen im Oktober haben an den Verhältnissen wenig geändert. Die nationalkonservative PiS ging sogar gestärkt aus ihnen hervor, und der in ihrem Sinn gestaltete Umbau der Gesellschaft wird fortgesetzt. Was auch heißt, dass die unselige Spaltung des Landes in der Kultur bestehen bleibt. Immerhin sind einige größere Städte nämlich nicht in der Hand der Nationalkonservativen, sondern werden von der liberalen Opposition Bürgerplattform (PO) regiert. Die Theaterlandschaft gliedert sich daher in einen Teil, wo die PiS Intendanten eingesetzt hat, die ihrer Auffassung von nationaler Kunst und polnischer Geschichte ergeben sind, und in einen anderen, wo das seit der Jahrtausendwende erneuerte und zumeist politisch wache Theater sich weiterentwickeln kann (siehe Polen-Schwerpunkt in TdZ 10/17).
Die Stadt Poznań in Westpolen ist dabei ein ganz besonderer Fall. Mit dem Malta-Festival ist die Stadt seit 1991 Bühne für internationales Theater. Für das jährlich im Juni stattfindende Großereignis, ursprünglich für Straßentheater und experimentelle Formen gegründet, beruft die Festivalleitung renommierte Theaterleute wie Romeo Castellucci als Kuratoren und lädt auch schon mal die Gesamtkunstmusiker Kraftwerk zum Konzert ein, die sonst gerne in den edelsten Museen der Welt auftreten. Unter den Theatern der Stadt ragte stets das Teatr Polski heraus, das die angesprochene Theatererneuerung vor zwanzig Jahren...