Auftritt
Theater Freiberg: Es genügt nicht die einfache Liebe
„Kabale und Liebe“ von Friedrich Schiller – Regie Milena Paulovics, Ausstattung Anike Sedello
von Michael Bartsch
Assoziationen: Sachsen Theaterkritiken Mittelsächsisches Theater Freiberg
Erschienen am 28.3.2023

Schillers „Kabale und Liebe“ kommt ungewohnt werktreu, aber etwas zu eindimensional auf die Freiberger Bühne.
Schillers Bürgerliches Trauerspiel sei nach wie vor Unterrichtsstoff in Sachsen, ist von einer jungen Besucherin zu erfahren. Ja, solche Schülergruppen sitzen auch im Theater Freiberg, dem ältesten Stadttheater der Welt. Nicht wie Schülertheater, aber doch eher wie Schulstoff mutet auch die Inszenierung der seit zwanzig Jahren freiberuflich arbeitenden Regisseurin Milena Paulovics an. Ein Faible scheint sie dabei für den tradierten Stückekanon zu entwickeln, lässt sich aus ihren bisherigen Arbeiten schließen. Sehnt man sich in Zeiten der Selbstinszenierungen auch häufiger wieder nach Werktreue, so sucht man überraschend doch wieder nach der unkonventionellen Note, wenn der Stoff klassisch geradeaus auf die Bühne kommt. Gutbürgerliches Treuespiel wäre der passendere Untertitel für diese „Kabale und Liebe“-Version am Mittelsächsischen Theater.
Nun hat der junge Schiller im Drama seinen noch jüngeren Protagonisten eine doppelt schwere Aufgabe gestellt. In der Phase der ersten Küsse gleicht die aufkeimende Liebe eh´ schon einem Chaos von Entdeckungen, zeigt den Hang zur Totalität und Grandiosität dicht neben Eifersucht und Destruktion. Zusätzlich wird sie hier überlagert vom gesellschaftlichen Zwang zur Erfüllung von Standespflichten, vom Aufbegehren gegen Klassenschranken, wie es in der sozialistischen Schule hieß. Um diese bürgerliche...
Erschienen am 28.3.2023