Es sei schon eine schlitzohrige Idee gewesen, räumt Intendant und Regisseur Roland May ein, diesen Müller im Jubeljahr 25 nach der „Oktoberrevolution der anderen Art“ wieder auszugraben. Nicht nur, weil er als junger Mann 1981 bei der zweiten DDR-Inszenierung in Karl-Marx-Stadt selber den Galloudec gespielt hatte. Auch 1989 kam ein Auftrag abhanden, der vielen Anhängern und Mitläufern des Ancien Régime Selbstbesinnung und Neuorientierung abverlangte. Und was seither aus dem Auftrag der Gestaltung einer neuen Gesellschaft geworden ist, mag jeder selbst beurteilen.
Denn Heiner Müllers „Erinnerungen an eine Revolution“, so der Untertitel, sind eine Parabel auf Revolutionszyklen aller Couleur. Die Französische Revolution dient nur als Beispiel, wie Ideen in Person dreier Emissäre die Revolution selbst überleben, sich plötzlich in einem historischen Vakuum wiederfinden. Inspiriert von Anna Seghers und einer eigenen Reise nach Mittelamerika, lässt der große Dramatiker drei völlig verschiedene Männer im Auftrag des Konvents in das karibische Jamaika reisen, wo sie einen Sklavenaufstand anzetteln sollen. Einmal, um die Revolution zu exportieren, zum anderen, um den Briten nebenbei ihre Kolonie abzuluchsen.
Inzwischen aber hat es in Frankreich den 18. Brumaire gegeben, das Jahr 1799 bringt das Ende des Direktoriums und den Aufstieg Napoleons. Die Männer müssen sich als Individuen positionieren, das...