Kolumne
Sprengstoffpreis
Peter Handke und der Feuilletonistenkrieg
Erschienen in: Theater der Zeit: Lilith Stangenberg: Kunst ist Bekenntnis (12/2019)
Assoziationen: Debatte
Die Reaktionen kamen so prompt und unversöhnlich, als hätten sie nur darauf gewartet, dass er ihn kriegt, bei der Galle, die sie auf der Stelle parat hatten. Sie haben geahnt, dass er ihn irgendwann noch kriegen könnte. Sie sind alle vom Fach. Sie haben stillgehalten, bis er ihn tatsächlich noch gekriegt hat. Dann haben sie es noch einmal krachen lassen. Sprengstoffpreisgerecht. Auf der Höhe einer damaligen Zeit. Zur Vergewisserung, dass ihr einhelliges Urteil, gefällt von ihnen 25 Jahre zuvor, immer noch vor der Öffentlichkeit Bestand hat. Und sie haben recht gekriegt. Auf die Öffentlichkeit ist Verlass.
Vielleicht hätte er ihn nicht nehmen sollen. Aber dann hätte er ihnen recht gegeben, dass sein Schreiben und Reden damals verwerflich war. Und sie wären trotzdem über ihn hergefallen. Das wusste er. Das jahrlange Stillhalten-Müssen hätte es ihnen auch dann abverlangt. Und der nagende Wurm des Recht-behalten-Wollens, der sich nährt an der Selbstgerechtigkeit, bis er gesättigt ist mit Selbstgewissheit. Es hätte ihm nichts geholfen, wenn er den Preis nicht genommen hätte.
Gibt es zugunsten eines schreibenden Subjekts, das Schriftstellerin oder Schriftsteller ist oder investigative*r Journalist*in, den Begriff überhaupt: helfen? Das schreibende Subjekt kann sich das, was es schreibt, nicht einfach ausdenken. Es muss...