Bregenzer Festspiele: Toxische Männlichkeit ohne Schnörkel
„Ernani“ von Giuseppe Verdi, Libretto von Francesco Maria Piave nach dem Drama Hernani ou l’Honneur castillan von Victor Hugo – Musikalische Leitung Enrique Mazzola, Inszenierung Lotte de Beer, Bühne, Kostüme Christof Hetzer, Licht Alex Brok, Choreographie Ran Arthur Braun
Weicher Streicherteppich und scharfe Blechattacken, helle Kantilenen und düstere Basslinien, lyrisches Innehalten und dramatische Zuspitzung. Giuseppe Verdis frühe Oper „Ernani“ nach Victor Hugos Drama lebt von den Kontrasten, die ohne jede Vermittlung aufeinanderprallen. Die Emotionen stehen im Mittelpunkt. Schönes und Hässliches prallen auf engstem Raum aufeinander. Im 19. Jahrhundert war das 1844 in Venedig uraufgeführte „Dramma lirico“ die meistgespielte Oper Verdis überhaupt. Danach geriet das Werk mehr und mehr in Vergessenheit. Dass nun die Bregenzer Festspiele in der vorletzten Saison von Intendantin Elisabeth Sobotka diese musikalisch reiche Oper ins Festspielhaus bringen, ist unbedingt zu begrüßen.
Schon der atmosphärische Beginn mit den düsteren Streichertremoli und dem punktierten Motiv im Blech, das die spätere Katastrophe bereits andeutet, setzt die Geschichte unter Spannung. Ein plötzlicher Stimmungswechsel ins Lichte, Lyrische erfolgt wenige Takte später. Enrique Mazzola und die Wiener Symphoniker entwickeln von Beginn an eine ganz plastischen, vielschichtigen Orchesterklang und einen Puls, der die psychologisch eher hemdsärmelig gebaute Geschichte weiterführt. Elvira wird von gleich drei Männern begehrt – darunter ein König und ihr greiser Onkel. Sie liebt aber ausgerechnet den Räuber Ernani, der noch eine Rechnung mit dem König offen hat, am Ende aber durch eigene Hand stirbt, nachdem ihm der inzwischen zum Kaiser...
Erschienen am 21.7.2023
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