Unlängst an einem frühlingslinden Sonnabend im Pfalztheater in Kaiserslautern: Das Kernstück der aktuellen Spielzeit, die die Leitung des Hauses unter das Motto „… und, was glauben Sie?“ gestellt hat, wird in einem knapp neunstündigen Theatermarathon präsentiert: ein Antikenzyklus.
Den Auftakt machte, am frühen Nachmittag, Christoph Willibald Glucks Oper „Iphigenie in Aulis“. Zu hören waren ein inspiriert musizierendes Orchester (musikalische Leitung Markus Bieringer) und vor allem in den lyrischen Partien überzeugende Sänger, wenngleich auch noch eine leichte Indisposition der Protagonistin (Adelheid Fink) nach überstandener Krankheit spürbar war. Zu sehen war eine kastenartige, schwarz ausgeschlagene Bühne (Anna Kirschstein), gegliedert nur durch ein kniehohes, sich zum Zuschauerraum hin öffnendes weißes Podest: multifunktionale Bodenwelle, antikes Gebäudefragment und Rednertribüne zugleich. Der Vorfall, der zu verhandeln war – also der im letzten Moment doch noch verhinderte Opfergang der Iphigenie mit seinen intrigensatten und seelisch-moralischen Begleiterscheinungen –, erschien vor diesem kunstvoll schmucklosen Hintergrund ins Modellhafte erhoben, wozu auch die zeitlos-archaisierenden Kostüme (Stephan Rinke) beigetragen haben mögen. Nicht ganz klar wurde allerdings, was durch dieses Modell denn nun genau anschaulich gemacht werden sollte. Die Regie (Benjamin Schad) rückt am ehesten den omnipräsenten Priester Kalchas (Michael Hauenstein), der den Tod Iphigenies zuerst fordert, dann aber aus mantischen Gründen für...