Gesichter der "verbotenen Stadt"
von Günter Jeschonnek und Matthias Däumer
Erschienen in: Recherchen 127: Darstellende Künste im öffentlichen Raum – Transformationen von Unorten und ästhetische Interventionen (12/2017)
Assoziationen: TheatreFragile
I (Günter Jeschonnek)
Die Berliner Compagnie TheatreFragile erhielt seit Februar 2013 die Möglichkeit, im Detmolder Hangar 21 ihre Produktionsstätte zu beziehen und dort als Residenten in enger Kooperation mit dem KulturTeam der Stadt Detmold zusammenzuarbeiten. So entstanden die auf Detmold bezogenen Produktionen Himmel in Sicht, eine Parabel auf das hohe Alter, Home und ab September 2013 Out of Bounds. GEHschichten eines Stadtteils.
Bei den beiden erstgenannten Inszenierungen, die als Markenzeichen der Compagnie immer in engem Kontakt mit und unter einfühlsamer Einbeziehung des Publikums entstanden, lernten sie die 1922 in Detmold geborene Lieselotte Heldmann kennen, die der Compagnie vom „verbotenen Stadtteil“ Hohenloh persönliche Geschichten aus dem Zeitraum von 1928 bis 2014 erzählte. So rückte dieser an der Peripherie Detmolds gelegene historisch und politisch aufgeladene Unort mitsamt den zentralen Lebensstationen von Lieselotte Heldmann in den Fokus der Compagnie. Anhand weiterer umfangreicher Recherchen, Materialsammlungen und vieler Interviews wollte das Team einen biografischen Spaziergang mit performativen und multimedialen Mitteln gestalten. Vergangenes und Heutiges der ehemals „verbotenen Stadt“ sollten sichtbar gemacht sowie Visionen für die Zukunft Hohenlohs einer breiten Öffentlichkeit zur Diskussion gestellt werden. Das für 2014 veranstaltete europäische Straßentheaterfestival Detmold mit dem Titel Bildstörung stellte das geeignete Forum für die Uraufführung dar.
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