„Geschichte widerholt sich … Es begann vor dem Krieg … Etwas lag in der Luft … Wir registrierten das Engagement verschiedener Leute; wir hörten Interviews; wir sahen, wie sich das, was sich öffentliche Meinung nannte, formierte.“ So erinnert sich Borka Pavićević, die große Belgrader Aktivistin und Gründerin des Zentrums für kulturelle Dekontamination, an das Jahr 1987. Etwas war im Gange. Und dieses Etwas sollte zu den jüngsten Kriegen der europäischen Geschichte führen. Jugoslawiens Präsident Josip Broz Tito war seit sieben Jahren tot. Der Staat zerfiel und verwandelte sich in ein Pulverfass. 1991 begannen die Kämpfe in Kroatien und Slowenien, 1992 in Bosnien, 1998 in Kosovo. Inmitten dieser Kriegsgräuel, Propagandaschlachten, Bombardements gründete Borka Pavićević als Akt des Widerstands gegen Nationalismus und Xenophobie 1994 ihr Zentrum für kulturelle Dekontamination in Belgrad. Vorausgegangen waren ethnisch motivierte Kündigungswellen selbst im Theater. Der damaligen künstlerischen Leiterin des Belgrader Drama Theaters wurde verboten, kroatische Autoren zu inszenieren. Pavićević und ihre Mitstreiter erhielten Bombendrohungen. „Ich werde nie den Tag vergessen, als unser Pförtner eines Tages in der Uniform der serbischen Streitkräfte zur Arbeit kam.“ Das Theater wurde zum Kampfplatz und schlussendlich zur politisch auf Linie gebrachten Zone. Am 30. Juni 2019 ist die Grande Dame des Widerstands...