Von der Markthalle zur Zirkusspielstätte
von För Künkel und Mirjam Hildbrand
Erschienen in: Zirkuskunst in Berlin um 1900 – Einblicke in eine vergessene Praxis (02/2025)
Der Markthallenzirkus basierte auf der Architektur der ersten Berliner Markthalle, die zwischen 1865 und 1867 nach den Plänen Friedrich Hitzigs von der Berliner Immobilien-Gesellschaft zwischen Schiffbauerdamm und Karlstraße (heute Reinhardtstraße) an der Spree erbaut worden war. Die Konstruktion bestand zu einem großen Teil aus Eisen und Glas sowie aus Mauerwerk im unteren Bereich. Durch die Mitte des Gebäudes führte ein breiter Gang, der die Karlstraße mit dem Schiffbauerdamm verband. Die Marktstände waren in den Seitenschiffen untergebracht und lagen höher als die Durchgangsstraße (vgl. Zeitschrift für Bauwesen 1867, S. 229ff.).
Zu einer Zirkusspielstätte wurde die Markthalle, nachdem deutlich geworden war, dass sie als Einkaufsort von der Bevölkerung nicht angenommen wurde, was zu ihrer Schließung nach weniger als einem Jahr geführt hatte. Im Rahmen der Umnutzung wurde auf der Ebene der Seitenschiffe ein Boden eingezogen, sodass die vormalige Durchgangsstraße nun als Tunnel durch das Untergeschoss verlief. Im Zentrum des Raumes wurde eine Arena mit dem üblichen Durchmesser von 13 Metern eingerichtet, im Untergeschoss entstanden Stallungen, eine Unterbühne sowie eine auch als ‚Zirkustunnel‘ bekannte Verpflegungsstätte. Ab 1873 wurde die Spielstätte von Circus Salamonsky und ab 1879 von Circus Renz gepachtet, bis Ernst Renz das Gebäude im Jahr 1886 der Berliner Immobilien-Gesellschaft abkaufen konnte...