Performance zwischen Aufführungskunst und kommunikativer Praxis
Erschienen in: Lektionen 5: Theaterpädagogik (10/2012)
Assoziationen: Performance Theatergeschichte
Performance Art entstand mit dem Ziel, den traditionell dauerhaften, verwertbaren Kunstprodukten ephemere, verwertungsunabhängige Ereignisse entgegenzusetzen. Ihr theoriegeschichtliches Kapital beziehen die Aktionskünste aus ihrem Bezug zu der sprachwissenschaftlichen Performanz, mit welcher John Austin die Verknüpfung von Information mit der leiblichen Verkörperung von Sprache bezeichnet. Andererseits wurzeln performative Praktiken und Inhalte auch in den Cultural Studies, in welchen der Einfluss performativer Ereignisse wie Rituale, Feste, Wettkämpfe oder Zeremonien auf die Bildung des kulturellen Selbstverständnisses von Gemeinschaften untersucht wird. „Jedem Bild, jeder Schaffung eines Objekts, jedem Akt oder jeder auch noch so unscheinbaren Handlung kommt bereits ein performativer Zug zu. Das gilt für Kunst genauso wie für die Literatur, für den Text, die Theorie oder den Diskurs. […] Insofern nimmt die Kategorie des Performativen einen universellen Status ein.“1
Wird von Performativität gesprochen, dann sind wirklichkeitskonstituierende, singuläre, leiblich vollzogene Handlungen gemeint, die im Kern unwiederholbar sind.
Kunstgeschichtlich basiert Performance Art auf den schockierenden Live-Aktionen der Dadaisten, Futuristen und Surrealisten. Stellvertretend genannt seien hier die Ursonate von Kurt Schwitters (1922 – 1923), The Creative Act von Marcel Duchamp (1957) und das vom Bauhauslehrer Oskar Schlemmer 1922 in Stuttgart uraufgeführte Triadische Ballett. Die Aufweitung des erstarrten Kunstbegriffs und die Auflösung der Grenzen zwischen Künsten...