Als das Telefon klingelt, ist es fünf vor zwölf. Die Kellnerin kommt her und sagt: Für Sie. Ich hör die Stimme von Matthias Brenner und denk sofort, Theatermann, klar, mit einem teuflischen Gespür für Dramaturgie. Fünf vor zwölf, das kann kein Zufall sein. Kurz vor Mitternacht. Brenner sagt, jetzt sei er so weit, vorbei die Hauptprobe vom „Glöckner“, kommst du ins Café an der Oper? Wenig später sitzen wir endlich beisammen, draußen in der Nacht von Halle. Und Brenner redet ohne Unterlass, weil er wütend ist und alles herausmuss. Er sagt: Wir sind gerade dabei, den Tisch zu decken, und jetzt sollen wir wieder mit den Fingern essen.
So schaut es aus. Seit der Spielzeit 2011/12 ist Brenner der Boss am Neuen Theater. Doch kaum dass der Laden läuft, wird plötzlich alles in Frage gestellt – durch eine räuberische Regierung in Sachsen-Anhalt. Zeitlich geschickt, nämlich kurz vor der Sommerpause, hat sie angekündigt, Theater und Orchester im Land nicht mehr mit 36, sondern nur noch mit 29 Millionen Euro zu fördern. Ab 2014 fehlen sieben Millionen. Beraubt werden ganz ungeniert Halle, Dessau und Eisleben. In Halle verspricht sich die Regierung – Theater, Oper und Orchester im Auge – eine Beute von...