Frau Vogt, Herr Sehgal, Herr Jaspert, Anlass unseres Gesprächs sind verschiedene Neubauprojekte im Bereich des Theaters. Im Herbst 2021 ist in München das neue Volkstheater bezugsfertig, Rostock wartet auf den Baustart, nur in Frankfurt am Main wird noch diskutiert, ob nicht auch eine Sanierung der städtischen Bühnen denkbar wäre, um den Bestand der traditionsreichen Gebäude zu erhalten. Nun könnte ein baulicher Neuanfang natürlich auch die Chance bieten, das Innere der Institution neu zu denken – als Stadttheater einer Gesellschaft im 21. Jahrhundert. Gelingt das im klassischen Arrangement? Oder sind neue Architekturen vonnöten?
Hannelore Vogt: Lassen Sie mich zunächst aus dem Bereich der Bibliotheken berichten. Auch für den Hauptsitz der Stadtbibliothek Köln wurde ein Neubau geprüft; letztlich entschied sich die Stadt für eine Generalsanierung. Wenngleich wir uns aufgrund steigender Besucherzahlen in den vergangenen Jahren nicht beklagen können, haben wir die Planungen für die Generalsanierung zum Anlass genommen, die Rolle der Bibliothek neu zu denken – und zwar nach dem dänischen Modell der „Four Spaces“. Dieses Modell teilt Kultureinrichtungen in Orte der Inspiration, Orte des Lernens, Orte des Treffens und Orte der Performance ein. Daraus abgeleitet, beziehen wir die Bürgerinnen und Bürger – unter dem Motto „Explore, Create, Share“ – in unsere...