Editorial
Editorial
von Julie Paucker
Erschienen in: Arbeitsbuch 2025: diversité suisse – landscapes des zeitgenössischen theaters (07/2025)
Assoziationen: Schweiz
Dieses Arbeitsbuch begreift die Schweiz als mehrsprachige Theaterlandschaft. Ich lade dazu ein, sie von einem Aspekt der Vielschichtigkeit und Heterogenität aus kennenzulernen. Von Deutschland her mag die Schweizer Theaterszene einfach als ein Teil des deutschsprachigen Theaterraums angesehen werden. Möglicherweise als ein etwas eigenwilliger. Und das stimmt ja auch – für die deutschsprachige Schweiz. Genauso ist diese aber auch Teil eines gesamtschweizerischen Theaterraums, in dem in allen Landessprachen und allen Sprachregionen Theater gemacht wird: in der Romandie (Französisch/bilingue), im Tessin (Italienisch), in der Deutschschweiz (Deutsch) und im Bündnerland (Rumantsch/Deutsch/Italienisch).
Hinzu kommen die anderen, die nicht offiziellen „Landessprachen“: die der Zweitsprachen, der eigentlichen Muttersprachen, der „langues d’origines“ der in der Schweiz lebenden Künstler:innen aus der ganzen Welt. Es gibt Menschen, die Theater nicht sehen können, aber hören. Es gibt Menschen, die es sehen, aber nicht hören können. Es gibt Theorien, die besagen, Humor sei die inoffizielle fünfte Landessprache der Schweiz.
Zu den verschiedenen Sprachen kommen unterschiedlichste Theaterstrukturen und -formen hinzu: Stadt- und Ensembletheater, produzierende und ko-produzierende Häuser der Freien Szene, kleine und große Bühnen mit unterschiedlichsten Kuratierungskonzepten, Bühnen für junges Publikum, eine der dichtesten Kleintheaterlandschaften Europas, Festivals, immersives Theater, Straßentheater und theaternahe Formen wie Zirkus, nouveau cirque, Tanz, Crossover-Formen und alles dazwischen....