Absolute Freiheit klingt reizvoll, ist als Unabhängigkeit von jedwedem äußerlichen Zwang aber unmöglich in einer alles und alle miteinander verbindenden Wirklichkeit. Sie bleibt also ein abstrakter Begriff und eine relative Erfahrung: Erst das, was Ich-Bewusstsein determiniert – Sprache, Religion, Kultur, Familie, Werte – versetzt in die Lage, Freiheit zu verstehen als Möglichkeit, eigenständig Entscheidungen zu treffen und Handlungen zu vollziehen.
Bei solchen Auseinandersetzungen geriet der afrodeutschen Schauspielerin Helen Wendt ihr Selbstbild durcheinander, als sie sich mit dem Regisseur und Künstlerischen Leiter der Costa Compagnie Felix Meyer-Christian im Rahmen des zweijährigen, von der Bundeskulturstiftung geförderten Doppelpass-Projekts „Fight (for) Independence“ mit politischen Unabhängigkeitsbewegungen auseinandersetzte. Nach einem Tanzabend aus dem Geist der katalanischen Separatisten im Oldenburger Edith-Russ-Haus für Medienkunst sowie einem Dokutheaterabend am Staatstheater Nürnberg über Ab- und Ausgrenzungen in Franken, Bayern, dem Vereinigten Brexit-Königreich und seiner ehemaligen Kolonie Sudan konnte der dritte Teil des Projekts coronakrisenbedingt nicht im Rahmen des flausen+Banden-Festivals am Oldenburgischen Staatstheater uraufgeführt werden, wo Wendt Ensemblemitglied ist.
Alternativ wurde ein Dokumentarfilm ins Netz gestellt, der deutlich macht, dass nationale Sezessionsprozesse und persönliche Emanzipationen nicht nur Freiheit von etwas erreichen wollen, sondern auch Freiheit zu etwas. Die Suche nach Autonomie ist immer auch eine nach Verwurzelungen. Es sei der Kampf...