Theater der Zeit

Stück

Wie viel Ironie verträgt der Kosovo?

Der Dramatiker Jeton Neziraj im Gespräch mit Ralph Hammerthaler

von Ralph Hammerthaler und Jeton Neziraj

Erschienen in: Theater der Zeit: Thomas Ostermeier und Thomas Oberender: Die Systemfrage – Stadttheater oder freies Arbeiten? Ein Streitgespräch (12/2013)

Assoziationen: Dramatik

Jeton, du bist für deine scharfe Ironie bekannt. Und zum Teil wirst du dafür auch gefürchtet. Vor ein paar Monaten hat sich die Starke Partei im Kosovo gegründet, mit dem Ziel, Politik zu veräppeln. Warum hast du nicht für den Vorsitz kandidiert?

Weil ich mich schnell gelangweilt und innerhalb der Partei die Starke starke Partei gegründet hätte. Aber ich glaube, dass ich mit meiner Ironie die Gründung der Starken Partei inspiriert habe. Nicht nur mit Dramen, sondern auch mit Texten und künstlerischen Interventionen in den Medien bin ich weiter gegangen, als es sich gehört. Das hat mich viel gekostet. Aber zum Glück nicht das Leben. Es ist mir wirklich so schlecht ergangen, dass ich vor Traurigkeit nicht aufhören kann, Dramen zu schreiben. Nur ein Schriftsteller versteht meine Traurigkeit. Jeden Abend, wenn ich mich hinlege, weine ich, dann schreibe ich eine Szene von meinem Drama, dann verfluche ich die Regierung, dass sie mich in so eine üble Lage gebracht hat, und dann schlafe ich ein. Jeden Abend dasselbe. Ist das nicht furchtbar?

Ja, auch mir kommen schon die Tränen. Nach Kierkegaard ist Ironie ein Mittel, um Widersprüche zu versöhnen, auf dem höheren Level der Narrheit. Was ist Ironie für dich? Ist...

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