Protagonisten
Die geschenkte Mauer
Nachtrag zum Khrzhanovsky-Projekt
Erschienen in: Theater der Zeit: Haus Rotes Wunder – Die neue Potsdamer Intendantin Bettina Jahnke (11/2018)
Assoziationen: Akteure
„Berlins Verkehrssenatorin Regine Günther“, schrieb die Süddeutsche Zeitung am 28. September, habe „erneut eine Genehmigung des geplanten Mauerbau-Kunstprojekts DAU in diesem Jahr ausgeschlossen“, und fügte an: „Für die Prüfung eines solchen Großprojekts habe die Zeit gefehlt.“ Hat man daraus zu schließen, dass das Damoklesschwert des Khrzhanovsky-Projekts noch einmal über der Stadt schweben könnte? Wer dem Chef der Berliner Landesregierung nach dem ersten Bekanntwerden des geflissentlich geheim gehaltenen Vorhabens brieflich seinen Protest vortrug, erfuhr aus der Berliner Senatskanzlei, dass der Regierende Bürgermeister das Projekt als spannend bezeichnet habe. Es sei wichtig, dass „junge Menschen wenigstens ein kleines Gefühl von der Enge und Machtlosigkeit bekommen, die viele Menschen in der damaligen DDR erleiden mussten“; das Projekt solle „daran erinnern, wie schlimm Unfreiheit sein kann und dass diese Gefahr bis auf den heutigen Tag nicht gebannt ist“. Vor allem aber sei es „die verfassungsrechtlich garantierte Kunstfreiheit“ gewesen, die im Vordergrund der Befürwortung des Projekts gestanden habe.
Hier liegt, auch im Blick auf die mögliche Wiederholung solcher oder ähnlicher Projektanträge, der springende Punkt, also bei der Frage, ob es sich bei der befristeten Einmauerung eines besonders kostbaren, über Jahrzehnte hin mit enormem Aufwand wiederaufgebauten zentralen historischen Areals zwecks Abhaltung von Filmaufführungen und freiwilligen Überwachungseinübungen...