Die unendliche Geschichte
20 Jahre Theater HORA
von Marcel Bugiel
Erschienen in: Theater HORA – Der einzige Unterschied zwischen uns und Salvador Dalí ist, dass wir nicht Dalí sind (05/2014)
Assoziationen: Theaterpädagogik Dossier: Inklusion

Am Sonntag, dem 2. März 1991, sieht der 33-jährige Zürcher Theaterpädagoge Michael Elber im Theaterhaus Gessnerallee ein Stück, das ihm den Anstoss zu etwas gibt, das die nächsten 23 Jahre seines Lebens – und dazu das Leben nicht weniger anderer Leute – massgeblich mitbestimmen wird: Er sieht die Produktion «Im Stehen sitzt es sich besser» des frisch gegründeten Theaters Thikwa aus Berlin, eine «Kaspar Hauser»-Adaption, deren Titelrolle auf geradezu kongeniale Weise von einem Mann mit Downsyndrom verkörpert wird. Elber, der sich bis dahin in seinem Leben von verschiedenen Interessen hat treiben lassen, mal als Koch und mal als Lehrer, mal als Freiwilliger im Erdbebengebiet gearbeitet und gerade als Theaterpädagoge einen Theaterkurs in einem Wohnheim für «geistig behinderte» Frauen abgeschlossen hat, hat ein Aha-Erlebnis sondergleichen: Wenn man die Sache richtig angeht, können Menschen mit einer «geistigen Behinderung» auf einer Theaterbühne Dinge leisten, an die kein nichtbehinderter Profischauspieler auch nur ansatzweise herankommt. Er beschliesst, zum Wohnheim zurückzukehren, mit den Frauen dort ebenfalls eine «richtige» Inszenierung in Angriff zu nehmen und, davon ausgehend, eine eigene Theatergruppe zu gründen, deren Ensemble aus «geistig behinderten» Schauspielerinnen und Schauspielern besteht: das Theater HORA.
In Zürich war «das HORA» praktisch aus dem Stand heraus, gleich mit der...