Die Wiener Theatergeschichte wird seit Raimunds Zeiten von periodischen Eklats begleitet, die das eigentliche Bühnengeschehen umranken wie Jugendstilornamente die Fenster eines Otto-Wagner-Baus. Doch die seit Anfang des Jahres publik gewordenen „dolosen Handlungen“ in der Finanzverwaltung des Wiener Burgtheaters, die schließlich in die fristlose Entlassung des Intendanten Matthias Hartmann gemündet sind, haben eine solche Fülle an Aufregungen mit sich gebracht, dass selbst das so theater- wie skandalversessene Wien am Ende nur noch staunen konnte: Bühnenbilder aus Sperrholz und Pappe, die auf Jahre als Abschreibungsobjekte deklariert wurden. Überweisungen an die Burg, die Christoph Schlingensief nach seinem Tod ausgestellt haben soll. Zusätzliche Regiehonorare, mit denen Hartmann sein Jahresgehalt von 220 000 Euro auf rund 450 000 Euro emporschraubte. Das Misstrauensvotum, das das Burgtheaterensemble gegen den Intendanten aussprach. Und schließlich die jämmerliche Gestalt, die der frisch Gekündigte mit dem Satz „Das Ensemble ist schuld an meiner Entlassung“ abgab. Wochenlang wurde all das bis in die kostenlosen Wiener Straßenbahnzeitungen hinein verhandelt wie eine Staatsaffäre; insofern scheint die Begründung, die Kulturminister Josef Ostermayer für Hartmanns Kündigung gab – „Um weiteren Schaden für die Republik und das Burgtheater abzuwenden, musste dieser Schritt gesetzt werden“ –, nicht einmal übertrieben (auch wenn man sich nicht ausmalen will, wie Karl...