Die Weichen für weitere Tagebauaufschlüsse in der Lausitz sind gestellt, in deren Folge auch die sorbischen Dörfer Nr. 138, 139 und 140 von der Landkarte verschwinden müssten. Die Wende 1989, die doch eine zum Besseren sein sollte, hat zumindest am Landschaftsfraß in der Lausitz nichts geändert. Insofern bleibt ein Drama des sorbischen Autors Jurij Koch von beklemmender Aktualität.
Der doppeldeutige Titel „Mein vermessenes Land“ geht zurück auf die Erzählung „Landvermesser“ von Koch aus dem Jahr 1975. Das Industriezeitalter bricht in Gestalt des Braunkohleabbaus in die fest gefügten sorbischen Traditionen ein. Im Frühjahr dieses Jahres hatte Intendant Lutz Hillmann, der auch Regie führt, dieses Stück nach mehr als 35 Jahren am Deutsch-Sorbischen Volkstheater Bautzen neu aufgelegt. Zunächst in einer rein sorbischen Fassung, die in sechs Vorstellungen das Potenzial des sorbischen Publikums von nur etwa 1000 Besuchern ausschöpfte (siehe TdZ 6/2015). Im November hatte nun die deutschsprachige Version Premiere.
Interessant sind nicht nur die Veränderungen der Inszenierung und die Rezeption durch ein anderes Publikum. Verändert hat sich auch die Konstellation in der Tagebauregion, die dort ähnlich intensiv diskutiert wird wie das Flüchtlingsthema. Der schwedische Staatskonzern Vattenfall trennt sich vom Auslaufmodell Kohle. Vier Kraftwerke und fünf Kohlegruben stehen zum Verkauf. Zwei tschechische Energiekonzerne...