„Es ist eine kleine, weiße, ovale, teilbare Tablette.“ Mit diesem Satz beginnt und endet der jüngste Roman von Michel Houellebecq. Diese Pille sorgt für eine erhöhte Ausschüttung des Glückshormons Serotonin bei dem hochdepressiven Agraringenieur Florent-Claude Labrouste, dessen Geschichte hier von ihm selbst erzählt wird. Nach der Uraufführung durch Falk Richter am Schauspielhaus Hamburg könnte man diese Pille ganz gut gebrauchen. Denn man erlebt nicht nur eine deprimierende Inszenierung, die in karikaturhafter Überzeichnung alle Figuren an plumpe Witzigkeit verrät und plakative Theatermittel auffährt. Der seit Jahren ausgiebig exerzierte Vorwurf an Houellebecq, mit seinen chauvinistischen, rassistischen oder sexistischen Positionen mittelalter Männer ausschließlich provozieren zu wollen, versperrt Richter die Sicht zu einer genaueren Lesart. Er hat sich für seine Bühnenfassung ein Feindbild Mann zusammengestrichen, um es anschließend denunzieren zu können. Hat dabei nur übersehen, dass sich dieser Mann schon selbst zerlegt, die Lächerlichkeit seines sexuellen Begehrens zur Schau stellt und seine Asozialität und Liebesunfähigkeit nicht als Errungenschaften sieht, vielmehr wie ein krankes Tier umherstreunt und die Liebe anruft. Doch der Glaube an die Liebe als einziges sinnstiftendes Element des Daseins und damit die Leerstelle, die ihn antreibt, passte nicht ins Anti-Chauvi-Regiekonzept. Weg damit.
Der Labrouste des Romans ist ein Romantiker, dem die Liebe,...