Die Systemfrage im Theater kann man ganz pragmatisch stellen. Anhand der zum Theatertreffen eingeladenen Multiplayer-Interaktionsperformance „Situation Rooms“ zeigen Helgard Haug, Stefan Kaegi, Daniel Wetzel und Bühnenbildner Dominic Huber die Grenzen des Produktionssystems Stadttheater auf, preisen die Vorzüge des freien Produzierens und eröffnen einen Horizont kooperativer Produktionsformen. Das Zauberwort: produktive Koexistenz.
„Situation Rooms“ verwickelt den teilnehmenden Zuschauer auf unterschiedlichsten Schauplätzen in kriegerische Konflikte, kriegsvorbereitende Szenarien und in Situationen, in denen Bilanz gezogen wird. Man erhält einen Eindruck von der Komplexität des Gefüges und den partikularen Interessenlagen der einzelnen Akteure, wird aber auch sehr direkt und schonungslos mit diversen Gewaltmechanismen konfrontiert. Was war euer Ausgangspunkt?
Stefan Kaegi: Es gab zwei Einflugschneisen: einmal die Frage, was Waffen mit Menschen machen, wenn sie sie herstellen, benutzen, verkaufen, mit ihnen handeln oder von ihnen getroffen werden. Und das eben auf der ganzen Welt verteilt mit Leuten, die darüber etwas erzählen können. Das Zweite war, dass wir seit fünf Jahren an einem System arbeiten, das wir für das National Theatre Wales entwickelt haben, ein Multiplayer-Video-Interaktionsmodell, wo es um ein Übereinanderfügen von visuellen Ebenen geht, um einen, der etwas erzählt, der aber nicht mehr da ist, stattdessen ist man selbst an dem Platz, an dem er einmal...