Drei Umstände sind es, die die Brecht-Premiere des Deutschen Theaters aus der Reihe sonstiger Ur- und Erstaufführungen herausheben: die Wiederkehr des repräsentativen deutschen Dramatikers dieser Epoche, die Begegnung mit seinem jüngsten Werk, und die Tatsache, daß auch heute noch in dem angeblich von aller schauspielerischen Potenz verlassenen Berlin so Theater gespielt werden kann, wie es hier geschah. Jedes für sich hätte genügt, um einen mehr als gewöhnlichen Erfolg zu begründen; aus dem Zusammentreffen der Faktoren entstand ein theatralisches Ereignis, wie auch in anderen Zeiten nicht oft schütternder und tiefer aufwühlend erlebt wurde. Ein viertes kommt freilich entscheidend hinzu: das Thema des Abends. „Mutter Courage und ihre Kinder“ – das ist nicht nur, wie auf dem Theaterzettel angegeben, „eine Chronik aus dem Dreißigjährigen Kriege in zwölf Bildern“.
Dieses Stück ist weder eine Sammlung saftiger Anekdoten im Landsknechtston noch lediglich im Zeitsinn dramatisierte Historie noch historisch aufgeputztes Gegenwartstheater. Dennoch ist es ein Stück von unmittelbarster Zeitnähe. Denn Bertolt Brecht – und zwar der Brecht der „Dreigroschenoper“, doch um vieles reifer, ja weiser geworden inzwischen – hat von Grimmelshausen wie seinerzeit von John Gay nicht mehr als eben die Anregung und den Umriß genommen. Nur wie ein Schemen noch ist hinter seiner „Mutter...