Das leergefischte Meer, und auf seinem Grund wächst die Wut. Damit beginnt alles. Eine Handbreit unter der Wasseroberfläche zerfließen die Konturen des Alltags, verwandelt sich alles in einen surreal verflüssigten Bilderbogen in Grellbunt. Darum geht es in dem Hörspieltext „Die lächerliche Finsternis“ von Wolfram Lotz, der der Stendaler Inszenierung von Wolf E. Rahlfs zugrunde liegt. Um die wechselnden Aggregatzustände unserer Realitätswahrnehmung. Welch grotesker Trip auf den Spuren von Joseph Conrads „Herz der Finsternis“ und Francis Ford Coppolas „Apocalypse Now“!
Rahlfs inszenatorischer Zugriff auf den Text ist alles andere als zaghaft. Die ersten 15 Minuten: rasant. Ein halbes Dutzend Eskaladierwände, die auch Schießscheiben sind, in leicht blutigem Rosa gehalten, füllen den Innenraum des Kleinen Hauses (Ausstattung Mark Späth). Ein Hindernisparcours. Die Zuschauer sitzen in zwei Reihen außen drum herum. Drei Schauspieler im Hochbewegungsmodus stürzen von einer Seite zur anderen und sprechen den Lotz-Text im Chor. Es ist jener absurde – und zugleich wieder höchst plausible – Passus des somalischen Piraten vor Gericht. Fast eine Erfolgsgeschichte. Der Diplom-Pirat von der Universität Mogadischu dankt der somalischen Studienstiftung für sein Stipendium, es hätte alles gut werden können, wenn nicht, ja wenn was?
Da kippen die Wände mit lautem Krach um, liegen nun kunstvoll wie...