Gerd Hartmann, Nicole Hummel, erinnern Sie sich noch, wann die Arbeit des Theaters Thikwa zum ersten Mal ausgezeichnet wurde?
Gerd Hartmann: Gleich die erste Thikwa-Produktion der Mitgründerin Christine Vogt wurde 1991 ausgezeichnet, und zwar mit dem Karl-Hofer-Preis der Universität der Künste Berlin. Das war damals eine kleine Sensation, weil ja Menschen mit geistiger Behinderung zu der Zeit vielfach noch die „Kunstfähigkeit“ abgesprochen wurde.
Nicole Hummel: In den neunziger Jahren wurde das, was wir machen, vor allem als sozialtherapeutisches Projekt marginalisiert.
Hartmann: Theater und überhaupt Kunst von Menschen mit geistiger Behinderung hat damals in Pfarrsälen und als Freizeitbeschäftigung stattgefunden. Wir haben als Pioniere den Schritt vollzogen zu sagen, hier findet Kunst statt, und zwar inklusive Kunst, auch wenn es diesen Begriff damals noch nicht gab. Das hieß: zusammen mit professionellen Schauspielern. In unserer allerersten Produktion war zum Beispiel schon Adriana Altaras beteiligt.
War der Impuls Ihrer Arbeit anfangs Opposition dagegen, nicht ernst genommen zu werden?
Hartmann: Ich habe mein erstes Stück für Thikwa 1993 inszeniert – und zwar von vornherein in der Absicht, einen guten Theaterabend auf die Beine zu stellen. Ich hatte nie einen inklusiven Gedanken oder einen Aktion-Mensch-Blick. Generell war es immer unsere Stärke, dass Künstler zu uns gestoßen...