Nachruf
Meisterin im Jahrhundert des Fußballs
Ein Nachruf auf die letzte Brecht-Schauspielerin Regine Lutz
von Holger Teschke
Erschienen in: Theater der Zeit: ¡Adelante! – Theater aus Iberoamerika (02/2024)
Assoziationen: Schauspiel Akteur:innen Regine Lutz

„Ich werde Sie den Berlinern so lange vorsetzen, bis die Sie feiern“, versprach Brecht der jungen Regine Lutz im Dezember 1949 nach einer hämischen Kritik von Friedrich Luft für ihre Ludmilla in Gorkis „Wassa Schelesnowa“. Gefeiert wurde die 1928 in Basel geborene Professorentochter, die Brecht nach ihrer ersten Begegnung am Züricher Schauspielhaus nach Berlin gefolgt war, schon bald: für ihre Yvette in „Mutter Courage und ihre Kinder“ ebenso wie für ihr Gustchen in der „Hofmeister“-Bearbeitung am Berliner Ensemble. Sie stand mit Therese Giehse und Ernst Busch auf der Bühne und war mit Hanns Eisler ebenso befreundet wie mit Caspar Neher und John Heartfield. Welche Bedeutung die Zusammenarbeit mit Brecht und Weigel für sie hatte, lässt sich in ihrem Theater-Lehrbuch „Schauspieler – der schönste Beruf“ von 1993 auf höchst unterhaltsame Weise nachlesen. Nach Brechts Tod ging Regine Lutz 1960 ans Theater am Kurfürstendamm, danach in Engagements am Residenztheater München und ans Thalia Theater in Hamburg. Von 1979 bis 1985 war sie Ensemblemitglied am Berliner Schillertheater. Im Film spielte sie unter anderem in Volker Schlöndorffs „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ von 1975 und in Krzysztof Zanussis „Blaubart“ von 1984 und mit ebenso viel Witz und Leidenschaft im „Tatort“. Unvergesslich sind ihre...