Jäger beim Figurentheater-Festival
Zum Kontext eines Gastspiels im Jahr 1989
von Gabriele Hänel
Erschienen in: Offen! Das internationale figuren.theater.festival – Erlangen Nürnberg Fürth Schwabach (05/2025)
Es braucht eine Weile, bevor ich mich entschließe, für das Festivalbuch einige Erinnerungen zu notieren. Möglich, dass das ungeklärte interne Drama von Missverständnissen, Nicht-Anerkennungen und Verletzungen nach Auflösung des theater zinnober im Jahr 1989 an meinem ausführlichen Zögern teilhat: ein Drama, das seltsam deutlich mit dem politisch-geschichtlichen Zeitraum seines Entstehens zusammenhängt. Was hätte sich im Kleinen wie im Großen in West und Ost klären müssen? Das frage ich heute mit einem ungläubigen Blick auf die Welt, nachdem unsere Blech-Bühne längst im Museum steht1.
Ich erinnere mich in dem Zusammenhang, dass wir im Mai 1989 beim Figurentheater-Festival Erlangen/Nürnberg/Fürth, nach einem Besuch des ehemaligen Märzfeldes auf dem Reichsparteitagstagsgelände, am Abend in Nürnberg eine Vorstellung der „Jäger“2 spielten. Vor eben noch lachendem Publikum stand plötzlich ein Mann mit Pistole auf der Bühne. Wir brachen ab, Entsetzen machte sich breit und der Kollege Hans Krüger, der eigentlich ein Kenner im Umgang mit Aggressivität war, blieb diesmal verschwunden. Einmal muss man seine stolzen theoretischen, hobbypsychologischen Kenntnisse anwenden, dachte ich. Ich trat näher und sagte dem Typen die schlichte Wahrheit, dass wir Angst vor ihm hätten. Er brüllte sofort: „Vor mir muss niemand Angst haben!“ Polizei erschien, begann den Saal zu räumen, und...