„Ich habe zehn Tage lang gearbeitet, jeden Tag von 11 Uhr bis nachts spät, meistens bis 4 Uhr morgens, aber manchmal auch nur bis 2 Uhr, weil ich keine Kraft mehr hatte. Und am Ende habe ich 0 Euro bekommen.“
Festivals und damit auch die Arbeit an, auf und mit ihnen, haben seit den 1940er Jahren einen festen Platz in der Kultur- und Theaterlandschaft. Allein im deutschsprachigen Raum gibt es über einhundert Festivals, in deren Rahmen Theateraufführungen produziert und/ oder gezeigt werden – meist unter prekären und ausbeuterischen Arbeitsbedingungen mit befristeten oder inhaltlich schwammig formulierten Verträgen. Gleichzeitig werden Festivals als Experimentierfelder, manchmal sogar als Utopie für neue, gerechtere und progressivere Theaterarbeit und Ästhetiken gehandelt.
In ihrem Sammelband „Radikale Wirklichkeiten – Festivalarbeit als performatives Handeln“ stellen die Herausgeber:innen Julia Buchberger, Patrick Kohn und Max Reiniger die Arbeit an Festivals in den Fokus der Betrachtung und lassen die Autor:innen in Essays, Aufsätzen und Gesprächen das performative Potenzial der Festivalarbeit diskutieren. Radikale Wirklichkeit heißt hier die Methode, mit der Theaterfestivals in ihrer Funktion und Wirkungsweise als Produktions- und Arbeitsumfeld betrachtet werden.
Die radikale Betrachtungsweise soll den Anspruch markieren, „die gesamte Arbeit, also die vielfältigen kuratorischen, künstlerischen, administrativen, koordinierenden und ausführenden Tätigkeiten, die zur...